Thank you, Mister John Robinson


John Robinson kennt die SBW Lernhäuser wie kaum ein anderer. Seit 20 Jahren durchläuft er Bildungslinie um Bildungslinie. Und verbreitet mit Herzblut seine Leiden­schaften für Englisch und Tanz. Ein Gespräch über seine Anfänge an der SBW und Erinnerungen an einzelne Stationen.

«Manchmal komme ich mir vor, als hätte ich schon mehrere Leben gehabt», eröffnet John Robinson unser Gespräch, und beginnt von einer Zeit zu erzählen, die lange her ist. Deutsch hat der gebürtige Brite in der Sekundarschule gelernt. Mit 19 Jahren habe er als Dolmetscher und Speditions­kaufmann bei einer Speditionsfirma im Hafen an der Themse gearbeitet. Von 1985 bis 1989 hat er für LKW-Fahrer aus Ostdeutschland gedolmetscht und sich u.a. um die Zollabfertigung gekümmert. Eines Tages bat er um Urlaub, um mit seinem besten Freund per Anhalter auf Reisen zu gehen und die Grafschaft Essex, östlich von London, zu verlassen. «Wir müssen hier weg», sagten die beiden Tramper, «um unser Glück in der Ferne zu suchen.»

Das Abenteuer beginnt

Zufällig landete der junge Brite John Ivor Robinson in Konstanz, schlug sich am Anfang mit kleinen Jobs über die Runden, fand aber bald eine Teilzeitan­stellung bei der Klubschule Migros in Kreuzlingen. Ein Fernstudium in London folgte, er unterrichtete an der Fachhochschule und Universität in Konstanz, später an der Kaderschule in St.Gallen. Nebenher hatte er freiberuflich als Fitness-Trainer Abendkurse gegeben, aber etwas fehlte noch. Bis er im Winter 2001 per Zufall einen Artikel über die bevorstehende Gründung der International School Kreuzlingen Konstanz (ISKK) las. Und sofort klar war, dass dies eine einmalige Chance sein könnte.

Auf gut Glück habe er dann bei der SBW angerufen. Und wenig später sass er ein erstes Mal an der Hafenstrasse 46 im Wellenzimmer. «Peter Fratton, der Gründer der SBW, hat mir sofort das Gefühl gegeben, willkommen zu sein, und ein grosses Vertrauen geschenkt.» Auf der Heimfahrt nach Konstanz habe er in seinem kleinen Smart gejubelt, seine Freude richtiggehend aus sich herausgeschrien: «Yes, das wird gut!» Und so kam es, dass John Robinson am 1. Februar 2002 an der SBW seine Arbeit aufnahm, schnell Fuss fasste und an der SBW eine neue Heimat fand. Am 1. August 2004 gehörte er zum Gründungsteam der ISKK.

Kenner der SBW

20 Jahre später ist John Robinson ein Kenner der SBW wie kaum ein anderer. Gäbe es ein «Who is who» der prägendsten Persönlichkeiten der SBW, wäre John Robinson nicht nur ein Platz sicher, gleichzeitig wäre er als Autor dieser Porträts prädestiniert, gibt es doch kaum jemanden, der an so vielen SBW Lernhäusern gearbeitet und so viele SBWler kennengelernt hat – von Romanshorn über Kreuzlingen bis Frauenfeld. Ob Secundaria, Brückenangebot, Futura, Neue Medien, EuregioGymnasium, Academia Euregio Bodensee, SportKV, ISKK und NET: John Robinson kennt fast alle Abteilungen aus nächster Nähe, rekordverdächtig.

«Ich habe viele Leute kommen und gehen sehen», sagt John Robinson, «ich aber bin geblieben, habe hier eine Art Familie gefunden, eine Ersatz-Familie vielleicht». Begonnen hatte seine Odyssee durch die SBW am WBJ, dem damaligen Weiterbil­dungsjahr in Romanshorn. Dort kam er in Kontakt mit den Urgesteinen der SBW: mit Peter Fratton, Claude Stucki und Christoph Bornhauser, und mit Reto Ammann, dem damaligen Projektleiter der ISKK und heutigen Gesamtleiter der SBW, der im gleichen Jahr an der SBW begonnen hat. Eine ganz spezielle Stimmung habe er hier erlebt: offen, wohlwollend, grosszügig. Von allen habe er viel gelernt, deren Sprüche und Lebens­weisheiten in sich aufgesogen. «Die SBW bot mir eine gestaltete Umgebung, in der ich mich entwickeln und «gross» werden konnte.» Berufsbegleitend hat John Robinson an der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) ein Master-Studium absolviert.

Schulentwickler

«Mein wichtigster Mentor über all die Jahre war Bo. Von ihm habe ich besonders viel gelernt, zum Beispiel Fehler machen zu dürfen und aus Fehlern zu lernen; je nach Situation Nähe und Distanz zu regulieren; und vieles mehr», sagt John Robinson. Besonders geehrt fühlte er sich, als ihn Bo fragte, ob er beim Aufbau des Talent-Campus Bodensee mithelfen würde. «Als Mitglied der SBW Idea durfte ich von einem Tag auf den anderen mitreden, mitwirken und auf die Entwicklung Einfluss nehmen.»

«Schon immer war er mehr als «nur» ein Englischlehrer», sagt Sarah Rappold, die Leiterin der NET und der Futura: «John hat viel in der Schulentwick­lungsarbeit mitgewirkt. Aktuell ist John Robinson am Talent-Campus Bodensee in der NET, dem Sport KV und der Futura tätig. Dank ihm ist der TCB nun Cambridge Examination Venue und Partner von Swiss Exams. Sein Unterricht und sein Coaching sind geprägt durch ein offenes Ohr für Sichtweisen der Lernpartner*innen, ihre Ideen und auch Probleme. Gegenseitiges Vertrauen sowie partnerschaftliche Zusam­menarbeit spielen in der Zusammenarbeit mit John Robinson auf allen Ebenen eine grosse Rolle.»

Leidenschaftlicher Tänzer

«Neben dem Unterrichten ist meine grösste Leidenschaft ohne Zweifel das Tanzen», sagt John Robinson. «Seit ich denken kann, hat mich die Musik inspiriert, mich zu bewegen» Als Group Fitness Instructor erstellt Robinson jede Woche Choreographien und unterrichtet Tanz-, Step- oder Hip-Hop-Kurse. «Leidenschaft und Sport gehören zu meinem Leben. Da bin im Talent Campus genau richtig», sagt John Robinson.

Mirella Ryser, die ehemalige Leiterin der SBW Futura, erinnert sich an die verrückten Spinning-Lektionen auf dem Kerenzerberg. «Als ich John das erste Mal schreien hörte, bin ich richtig erschrocken. Ich weiss noch, wie ich die Treppe runtergerannt bin. Wenn John so sauer ist, dann muss etwas Wahnsinniges geschehen sein – aber nichts war geschehen, er war gar nicht sauer. Er hatte die Jungs und Mädels lediglich angespornt, mehr Gas zu geben.»

Ein Gewinn für die SBW

Wie ansteckend John’s Leidenschaft wirken kann, haben Mitarbeitende bei den SBW-Kongressen erleben können, so zum Beispiel beim Hip-Hop-Kurs auf dem Parkplatz vor dem Zollhaus: «John war wie ein Generator, der selbst in den Unbegabtesten Bewegungs-Resonanzen auslösen konnte, u.a. auch bei mir», erinnert sich Bo.

Auch Reto Ammann, dem Gesamtleiter der SBW, kommen sofort verschiedenste Leidenschaften in den Sinn, wenn er an John denkt: die Leidenschaft für Musik und Tanz, insbesondere aber auch für England und für die SBW, symbolisiert in seinem seit Jahren mit SBW und England beflaggten Auto. «Es ist toll, dass wir seit so vielen Jahren auf John zählen können. Er ist ein Gewinn für die Lernpartner:innen und das SBW Haus des Lernens als Ganzes. Dass er bei so vielen Lernhäusern seine Spuren hinterlassen hat, zeigt, dass er überall gerne gesehen wird.» Den John kann man einfach überall brauchen. Thank you, Mister John Robinson.