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Auf dem goldenen Pfad der Leidenschaft

6. Juli 2025
Von Mark Riklin


Zumindest auf dem Papier ist Bo seit bald 5 Jahren pensioniert, bekommt sein Gehalt nicht mehr von der SBW, sondern von der Sozialversicherung. Was ihn nicht daran hindert, immer noch 60-70% für die SBW zu arbeiten, aus purer Lust, Leidenschaft und Verbundenheit. Ein Gespräch über seine vielfältigen Rollen als SBW-Botschafter und seine ganz eigene Interpretation der neuen Lebensphase.

Frauenfeld. Zwischen 8 und 9 Uhr betritt Bo die Kantonsbibliothek, die direkt gegenüber von seiner Wohnung liegt. Hier befindet sich seit ein paar Jahren sein persönliches Lernatelier. Bo macht sich als erstes einen Kaffee, nimmt im Lesesaal Platz, montiert Ohrenstöpsel und taucht ein in kontemplative Musik.

 

Die räumliche Konditionierung wirkt auf Anhieb: Sofort ist er mittendrin im Entwicklungs-Modus, aktualisiert seinen neuen Vortrag über «Bildung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz», den er nächstens an einer Tagesschule in Zürich halten wird.

Der freie Mann im Unternehmen
Im Sommer sind es fünf Jahre, seit Bo ins Pensionsalter eingetreten ist. Die Arbeit und vor allem seine Leidenschaft sind ihm nicht abhandengekommen, ganz im Gegenteil. Noch immer ist er fast täglich für die SBW unterwegs, in seiner Funktion als «SBW Ambassador» und «SBW Perlogramm Member», wie es in seiner Mail-Signatur heisst. Bo ist sozusagen der freie Mann im Unternehmen, den man in wichtigen Fragen beiziehen kann, sei dies als Geschäftsleitungs-Mitglied, Lernhausleiterin oder als Jugendlicher. Fast jederzeit ist er als Wert­schätzer, Zeit­schenker und Geschichten­erzähler abrufbar.

Ping-Pong-Spiel
Gerne möchte ich mehr erfahren und schlage Bo vor, dass wir uns per Mail über einen längeren Zeitraum Ping-Pong-Bälle hin- und herspielen. Er ist einverstanden, das Spiel kann beginnen. Am 19. April spiele ich die ersten beiden Bälle vom Appenzellerland übers Fürstenland Richtung Frauenfeld. Entweder blies sie der Wind in die falsche Richtung oder fielen bei Bo unter den Tisch. Es wird 9. Mai, bis ich die ersten Bälle zurückbekomme.

Vortragstourist
MR: Seit bald fünf Jahren bist du nun als SBW-Botschafter unterwegs, wanderst von Lernhaus zu Lernhaus, von Vortrag zu Vortrag. Bist du zu einem Vortragstourist geworden?

Ja, sozusagen, ich bin häufig unterwegs, meist in der Schweiz, aber auch in Deutschland und Österreich. Kürzlich war ich in Mailand, wo ich an eine Management-Konferenz eingeladen wurde und aufzeigen konnte, weshalb junge Menschen in der Pubertät oft impulsiv handeln und wie ihnen Ausbildner Orientierung geben können.

 

Als «Herr Bo» halte ich seit vielen Jahren Vorträge über Entwicklungsphasen und Lernprozesse des Menschen, 50 bis 60 pro Jahr. Wenn es sich einrichten lässt, plane ich genügend Zeit ein, um meine Frau Helen mitzunehmen und gemeinsam die Umgebung zu erkunden.

MR: Alle Vortragshonorare kommen vollumfänglich dem Förderverein NOVA − und somit Kindern und Jugendlichen − zugute. Wie reagieren deine Gastgeber und Auftraggeberinnen darauf?

Meine Honorare dienen zwei Zielen: Erstens möchte ich Jugendliche unterstützen, die aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit haben, ihre Leidenschaft zu entfalten. Zweitens soll es für alle Veranstalter möglich sein, mich zu engagieren, weshalb sich das Honorar nach ihrem Budget richtet. Kürzlich habe ich in einem Vortrag aufgezeigt, wie entscheidend solche Unterstützung für Jugendliche ist. Daraufhin trat ein Zuhörer an mich heran und spendete spontan einen grosszügigen Betrag. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Gäste spüren: Die Förderung von Leidenschaft ist uns ein grosses Anliegen.

 

Coaching
MR: Neben Vorträgen und dem seismographischen Beobachten neuer Entwicklungen in Gesellschaft, Bildung und Technologie umfasst dein Tätigkeitsfeld auch das Coachen von Jugendlichen in speziellen Situationen. Kannst du ein paar Beispiele für solche Situationen nennen?

Es sind oft Jugendliche, die nicht den konventionellen Anschluss suchen, sondern einem Traum folgen: ein eigenes Unternehmen im Bereich künstlicher Intelligenz gründen, als Profi-Volleyballer nach Hawaii gehen, eine Organisation für Heimkinderrechte leiten, ein Projekt zur Epigenetik lancieren oder als Synchronsprecherin ihre Stimme leihen.

 

Gemeinsame Lernreise
MR: Das Coaching war schon immer eine deiner Leidenschaften. Was hast du in all diesen Jahren von deinen Coachees gelernt?

45 Jahre lang durfte ich im SBW Haus des Lernens Jugendliche auf ihrem Bildungsweg begleiten – und dabei selbst unendlich viel lernen. Jeder Tag mit ihnen war eine Einladung, das Leben neu zu entdecken: neugierig, beweglich, unvollkommen und voller Fragen. Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit für diese gemeinsame Lernreise – für das Vertrauen der Jugendlichen, für die Gespräche mit Eltern und für die Zusammenarbeit mit den vielen engagierten Lernbegleiter:innen, mit denen ich diesen Weg teilen durfte.

Die Essenz des Lebens leben, statt einfach nur pensioniert werden
MR: Unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Längere Lebenserwartung, sinkende Geburtenraten, steigende Gesundheitskosten im Alter, Fachkräftemangel und die zunehmende Burnout-Gefahr bei engagierten Führungspersönlichkeiten – all das prägt unsere Zeit. Wie können wir darauf reagieren?

Um diesen Herausforderungen konstruktiv zu begegnen, braucht es einen neuen, wertschätzenden Blick auf das, was wir bisher als «Arbeit» bezeichnet haben. Noch immer steht sie im Gegensatz zur Freizeit, zum Hobby, zur Erholung – aus dieser künstlichen Trennung entstand das Konzept der Work-Life-Balance. Doch biologisch und psychologisch betrachtet, ist diese Gegenüberstellung wenig sinnvoll. Wir Menschen sind Wesen mit einzigartigen Fähigkeiten, die wir in die Welt und in unsere Gemeinschaft einbringen möchten. Wenn diese Begabungen gefördert werden, können daraus Leidenschaften entstehen, die uns ein Leben lang begleiten – sinnstiftend und identitätsbildend. In diesem Licht erscheint die Vorstellung der Pensionierung als Ausstieg aus der Sinnhaftigkeit des Tuns fragwürdig. Stattdessen braucht es einen Rahmen, der es erlaubt, diese Leidenschaften auch im Alter weiterzuleben, angepasst an die individuellen Möglichkeiten und das biologische Altern ganz im Sinne von: Nicht pensioniert zu werden, sondern passioniert zu bleiben.

 

Spurwechsel auf den goldenen Pfad der Leidenschaft
MR: Was bedeutet das konkret für Menschen, die eine Brücke über die Pensionierung hinaus bauen möchten?

Oft sind sie in verantwortungsvollen Positionen tätig und scheuen sich, diese loszulassen. Hier liegt eine grosse Chance für Unternehmen: Sie könntenMitarbeitenden ab etwa 55 Jahren ermöglichen, auf den „goldenen Pfad der Leidenschaft“ zu wechseln und dem Unternehmen dadurch noch 20 Jahre oder länger verbunden zu bleiben.
Das würde allerdings auch bedeuten, gewisse Sprossen der Karriereleiter loszulassen – etwa Führungsverantwortung, Status oder Lohn. Doch was bleibt, ist kostbar: Erfahrung, Werte, Menschlichkeit und Unternehmenskultur. Mit diesem Rucksack lässt sich der neue Weg leichter und selbstbestimmter gestalten – individuell, sinnorientiert, im Austausch mit anderen.
Solche „goldenen Senior:innen“ sind für Unternehmen nicht nur ein Gewinn an Weisheit und Kontinuität, sondern auch Vorbilder für jüngere Generationen. Sie zeigen: Ein lebenslanges Engagement in einem Unternehmen kann attraktiv und erfüllend sein – und schafft Platz für junge Führungskräfte, die mit Freude und Zuversicht ihre Karriere beginnen.

 

Bogenkarriere
MR: Was du beschreibst, hat einen Namen: die sogenannte Bogenkarriere als Gegenmodell zu einer traditionellen, linearen Laufbahn. Für dich ist dieses Modell nicht nur Theorie, sondern gelebte Praxis. Wie bist du vorgegangen?

Mit 60 Jahren habe ich als erstes meinen Lohn auf die Hälfte reduziert. In den Jahren darauf habe ich mich dann schrittweise aus Führungsrollen zurückgezogen und Verantwortung abgegeben, zuerst die Leitung des Talent-Campus Bodensee, dann meine Mandate in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Mit 65 habe ich meine Arbeit auf 60-70% reduziert und den Erwerbs-Lohn auf 0%.

 

Compacting im Alter
MR: Älterwerden bietet auch die Chance, loszulassen, zu entschlacken, zu verwesentlichen. Eine Art Compacting im Alter?

Ja, ein Compacting der Lebensführung und eine Umkehrung des Prozesses: Frage ich Jugendliche im Coaching, was sie können, wollen und brauchen, so frage ich mich nun im Selbstcoaching: Was kann, will und brauche ich nicht mehr? Das Typische einer Essenzbildung: Loswerden des Beigemüses.

Destillat aus Beobachtung, Erfahrung und wissenschaftlicher Reflexion
«Ich sitze wieder im vollen Lesesaal der Kantonsbibliothek», schreibt mir Bo heute, «und arbeite nebst den Vortragsvorbereitungen an der Extraktion meiner Erkenntnisse.» In 20 Kapiteln für eine menschliche Bildung beschreibt er das Destillat aus Beobachtung, Erfahrung und wissenschaftlicher Reflexion: Wie der Mensch in sensiblen Phasen im Schnellzugstempo lernt; wie im Gehirn Realität entsteht; weshalb die Variabilität des Menschen ein Erfolgsmodell ist. Bo’s Anregungen basieren auf den Erkenntnissen der Kognitionswissenschaft und der Neurobiologie, aber vor allem auf unzähligen, echten Begegnungen.

 

Bildung, die dem Leben folgt
«Bildung ist kein System, sondern ein lebendiger Prozess zwischen Menschen», schreibt Bo im Nachwort. «Diese Gedanken sind keine Anleitungen, sondern eine Einladung: hinzusehen, nachzudenken, auszuprobieren – und sich vom Leben selbst überraschen zu lassen. Denn Lernen ist nie fertig. Und Pädagogik ist dann am besten, wenn sie dem Leben dient – und nicht dem Lehrplan. Möge diese Anregungen Mut machen, Schule, Familie und Gesellschaft als lebendige Lernorte zu gestalten. Orte, an denen Denken berührt, Fühlen erlaubt und Handeln inspiriert ist.»

 

MR: Vielen Dank, Bo, für deine Zeit und deine Gedankenanstösse. Ich wünsche dir weiterhin die Passion für die Essenz des Lebens.

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