«Die einzige Grenze bist du selbst»
ST.GALLEN/ROMANSHORN – Was als Kochlehrling begann, fand als Chef Patissier und Chef-Gardemanger seine Fortsetzung. Was als Stagehand oder Schläpp-Däpp vom Dienst seinen Anfang nahm, mündete in verantwortungsvolle Aufgaben als Filmtonmeister und Head of Operations. Samuel Lutz (37), von 1994 bis 1997 Lernpartner der SBW Secundaria Romanshorn, war sich in all den Jahren nie zu schade, ganz unten zu beginnen und langsam in höhere Aufgaben hineinzuwachsen.
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ (Hermann Hesse) Weinstube Neubad, eine Zimmerstunde im Frühling des Jahres 2000. Zwischen Mittags- und Abend-Service eilt Kochlehrling Samuel Lutz (18) in ein PC-Fachgeschäft, um ein defektes Netzteil ersetzen zu lassen. 10 Minuten später ist das neue Teil eingebaut, dem Kunden wird zu seinem Erstaunen eine fette Rechnung von sage und schreibe 180 Franken serviert: 30 Franken für das Ersatzteil, 150 für die angebrochene Arbeitsstunde. „Junge, du bist im falschen Job“, schiesst es dem angehenden Koch durch den Kopf. In einem Job, der nie enden will, unbezahlte Überstunden provoziert, wenig Lohn generiert und ein Privatleben verunmöglicht – da stimmt doch irgendetwas nicht…
Lehr- und Wanderjahre
Eine Zimmerstunde mit Folgen. Noch bleibt Samuel Lutz der Branche treu. Nach abgeschlossener Berufslehre zum eidg. dipl. Koch arbeitet er als Chef Patissier und Chef Gardemanger in erstklassigen Restaurants, bevor es ihn in die weite Welt hinauszieht, in immer neue Bereiche vorstossend: Lutz macht Erfahrungen in der Kunst- und Ergotherapie, schnuppert bei einem Kunstschmied, erwirbt das Wirtepatent, arbeitet als Hausabwart, im Laden- und Messebau usw. Parallel dazu wächst dessen Interesse an Musik- und Filmton-Produktionen. Nach Abschluss der School of Audio Engineering in Zürich macht sich Lutz als Audio Engineer, Filmtonmeister und Stage Manager selbständig, eine umfangreiche Disko- und Filmografie sind Zeugen davon.
Vom Schläpp-Däpp zum Head of Operations
Nie ist er sich in all den Jahren zu schade, ganz unten zu beginnen und sich langsam hochzuarbeiten. Monate lang arbeitet er kostenlos in einem Tonstudio, serviert dem Chef den Kaffee, um bei solchen Gelegenheiten Einblick in die Geheimnisse der Tontechnik zu erhalten und neue Erfahrungen machen zu dürfen. Was als Stagehand oder als Schläpp-Däpp – wie es Samuel Lutz formuliert – beginnt, kann durchaus als Head of Operations enden. So im Falle der J.S.Bach-Stiftung, wo er seit drei Jahren zu höchster Zufriedenheit der Auftraggeber die Bereiche Logistik, Stage Management sowie Orchester- und Chorbetreuung verantwortet. Immer versucht er, das Unmögliche zu erreichen, sich zu Höchstleistungen anzuspornen. „Die einzige Grenze bist du dir selbst“, sagt Samuel Lutz.
Mark Riklin