Wenn der Kühlschrank explodiert
ROMANSHORN – Tobias Bartholdi (35), Leiter der SBW IT-Services und der SBW Services AG, kennt die SBW seit bald 20 Jahren. Und dies aus verschiedensten Perspektiven: als WBJ-Schüler, Mediamatiker-Lehrling, System Engineer oder als Hauptverantwortlicher für die IT des SBW Haus des Lernens. Ein Gespräch über seinen Werdegang und seinen Blick auf die SBW.
Von Mark Riklin
Ein ganz normaler Montagmittag Mitte September. Ich sitze am Schreibtisch und kämpfe mit dem Abarbeiten der Mailflut, als plötzlich reihenweise E-Mails verschwinden, ich live zusehen kann, wie sich meine Mailbox schrittweise entleert, Ordner um Ordner, bis sich über 20'000 Mails in Luft aufgelöst haben. Zeitgleich erreichen mich Anrufe von beunruhigten Freunden, die sich bei mir erkundigen, ob ich tatsächlich in der Türkei stecke, Opfer eines Raubüberfalls wurde und nun dringend Geld benötige, um Flugticket und Hotelrechnung zu bezahlen…
Retter in der Not
Was ich bisher nur aus den Nachrichten kannte, erlebte ich nun am eigenen Beispiel: ein Hackerangriff auf meine privaten und geschäftlichen Daten, ein Schock. An wen sollte ich mich in dieser misslichen Lage wenden? Sofort schiesst mir ein Name durch den Kopf: Tobias Bartholdi, der langjährige Leiter der IT-Services der SBW. Und tatsächlich: Dem IT-Experten gelingt es nach stundenlanger Warteschlaufe, mit dem technischen Kundenservice meines Mailaccounts in Kontakt zu treten und eine Datenwiederherstellung der letzten sieben Tage zu vereinbaren. Drei Tage später sind über 20'000 Mails aus den Tiefen des Internets gehoben und wieder in einem wilden Durcheinander in meinem Konto gelagert. Uff.
Erste Begegnung
Zwei Monate später im Restaurant Hafen in Romanshorn. Endlich finden wir Zeit für ein Dankesessen. Und ein Gespräch über seinen Werdegang. Erstmals begegnet sind wir uns vor rund 18 Jahren an einer Veranstaltung mit Samy Molcho, dem israelischen Pantomimen. Ich war damals an der Academia Euregio Bodensee Leiter der Storyfactory, Tobias an der SBW Neue Medien AG am Anfang seiner Berufsausbildung zum Mediamatiker. Gemeinsam mit weiteren SBW Leuten besuchten wir in Zürich dank Vermittlung seiner Mutter einen unvergesslichen Workshop mit dem gefragten Referenten, der extra aus Wien angereist war, um uns in die Kunst der Körpersprache einzuführen.
Das WBJ als Dosenöffner
Zum Werdegang von Tobias Bartholdi. Der Einstieg in die schulische Sozialisation stand unter einem schwierigen Stern. Im Kindergarten sei er als knapp bildungsfähig eingestuft worden, er habe sich einzig für die Brio Bahn interessiert, hin und wieder andere Kinder verschlagen. Die Primarlehrerin habe es dann trotzdem versucht, es sei dann überraschend problemlos gelaufen. So richtig den Knopf aufgetan habe er aber erst am SBW Weiterbildungsjahr (2004-2005), wo er das beste Jahr seiner Schulzeit verbrachte, viel Selbstvertrauen tankte und in kurzer Zeit vom Durchschnittsschüler zum Master of Learning aufstieg. Keine langen Frontalvorträge mehr, flexible Strukturen, viel Autonomie und Selbstverantwortung, kollegiale Beziehungen: ideale Rahmenbedingungen, um sich weiterzuentwickeln. Eine super Investition sei das gewesen.
Physiotherapeut oder Zoowärter?
Was nur sollte aus ihm werden? Erste Ideen – Physiotherapeut oder Zoowärter – waren schnell verworfen. Mirella Ryser, seine damalige Französisch-Lernbegleiterin, verdankte er den entscheidenden Hinweis, denn sie entdeckte nach wenigen Wochen den zukünftigen Mediamatiker in ihm. Danach fügte sich alles Schritt für Schritt ineinander. In den Sommerferien explodierte in den Räumen des Weiterbildungsjahrs ein Kühlschrank, alle Computerkabel mussten neu verlegt werden. Tobias war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und sofort zur Stelle, lernte Philipp Weber, den damaligen Leiter der IT kennen, schlüpfte schnell in eine Sonderrolle. Immer wieder bekam er Chancen, früh Verantwortung zu übernehmen. Der weitere Weg ist schnell erzählt: 2009-2013 Berufsbegleitendes FH-Studium in Wirtschaftsinformatik, parallel dazu System Engineer an der SBW. 2013 übernimmt er im Alter von 24 Jahren die Leitung der IT, 2018 zusätzlich die Leitung des neu gegründeten Tochterunternehmens SBW Services AG.
Erfolgsgeschichte
Die SBW Services AG (letzter Abschnitt) hat sich seither prächtig entwickelt, verschiedenste Schulgemeinden aus dem Kanton Thurgau nehmen die fachliche Unterstützung des privaten IT-Dienstleisters in Anspruch. Es sei alles andere als selbstverständlich, dass eine private Schule IT-Dienstleister spiele. Und ebenso wenig zwingend, dass öffentliche Schulen die Informatik an einen privaten Anbieter abgeben. Offensichtlich ist die Nachfrage gross, die Zufriedenheit hoch. Kein Wunder also, dass das Kernteam um Tobias Bartholdi, Luca Lehner (seit 2006) und Manuel Marty (seit 2012), die alle ihre Lehre an der SBW Neue Medien machten, in den letzten Jahren von 3 auf 8 Personen anwuchs, bis nächsten Sommer allenfalls gar auf 10. Wachstum wäre weiter möglich, die Suche nach geeigneten Mitarbeitenden aufgrund des Fachkräftemangels aber eine Herausforderung.
Maximale Freiheiten
Inzwischen ist Tobias Bartholdi im 20. Jahr an der SBW und «absolut glücklich», wie er sagt, hier lebe er seinen Traum, sei selbständig und doch eingebettet, habe keinen Chef und sei doch angestellt. «Die SBW ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber, der mir maximale Freiheiten gibt, eigene Ideen zu entwickeln, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.» Dementsprechend dankbar ist er der Geschäftsleitung, die dafür den Rahmen gibt. Sein Blick auf die SBW habe sich in all diesen Jahren verändert. Es mache einen erheblichen Unterschied, ob man ein Unternehmen aus der Perspektive eines Lehrlings oder Mitarbeiters wahrnehme, oder aus der Perspektive einer Führungsperson und eines zweifachen Vaters. Der Wert der SBW sei immer offensichtlicher geworden. «Ich habe schätzen gelernt, dass jedes Kind so genommen wird, wie es ist, dass jede/r bekommen soll, was er/sie braucht.»
Exzellenter Kaffee
Jonas Buol, Mitglied der SBW Geschäftsleitung, ist voll des Lobes über die Qualität der IT-Abteilung. Tobias habe sich in den letzten Jahren vom ausgewiesenen ICT-Experten zu einer Führungsperson und einem Intrapreneur gewandelt, der Verantwortung für das grosse Ganze übernehme und ein riesiges Engagement zeige. «Immer wenn er mal die Chance hätte, etwas mehr Ruhe einzuplanen, reisst er etwas Neues an.» Was für Tobias gelte, gelte für das ganze Team. «Die Jungs sind echt motiviert, machen nicht nur gute ICT, sondern auch exzellenten Kaffee, persönlich mittlerweile mein primärer Kontakt», schmunzelt Jonas Buol. Eine Sonderleistung eines Mitarbeiters wurde mit einem Barista-Kurs gewürdigt. Offensichtlich für das ganze Team eine lohnende Investition.
We make IT work
Die SBW Services AG erbringt IT-Dienstleistungen für externe öffentliche oder private Schulen, für unabhängige Tochtergesellschaften der SBW Unternehmensgruppe im In- und Ausland (wie etwa Sportschulen, internationale Schulen, Berufsbildungsschulen) und für KMU-Kunden. Wir verstehen die Herausforderungen als Schule oder Unternehmen, weil wir täglich selber mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sind und bieten kompetente, praxistaugliche Lösungen.