Sein eigenes Ding machen
Michael A. Flückiger (33), Mitinhaber der Agentur «Fruitjuicer», hat einen Bildungsmarathon hinter sich. Schwung geholt hat er vor 20 Jahren am SBW Haus des Lernens in Romanshorn. Ein Gespräch mit Mark Riklin.
WEINFELDEN/KREUZLINGEN – «Leidenschaft ist, wenn man vergisst, Schlafzeiten und Pausen einzuplanen», sagt Michael Flückiger am Talent-Campus Bodensee anlässlich einer Einführung in den Future Skill «Passion». «Leidenschaft ist, wenn man Geld verdient, obwohl man keine Minute arbeitet», ergänzt sein Kumpel Marco Diem. «Leidenschaft ist, wenn man nie auf die Uhr schaut und auch in den Ferien weitermacht», meldet sich auch noch Christian Flückiger, der Dritte im Bunde, zu Wort und vervollständigt den Versuch, die eigene Leidenschaft auf den Punkt zu bringen.
Roadtripping
Zu dritt bilden die drei leidenschaftlichen Jungunternehmer «Fruitjuicer», eine Kreativ-Agentur für Film, Multimedia und Kommunikation mit Sitz in Weinfelden. «Der etwas andere Saftladen», wie es auf der Homepage heisst, ist 2010 mit der Produktion eines Ferienfilms entstanden. Sieben Jungs spinnen auf einer Geburtstagsparty die Idee, mit zwei alten VW-Bussen zwei Wochen durch Europa zu fahren und den Roadtrip mit einer einfachen Kamera zu dokumentieren. Prag, Dresden, Amsterdam. «7 Guys are doing their own thing» voller Lebensfreude und jugendlicher Energie.
Die glorreichen Sieben
Ein 40-minütiges Roadmovie entsteht, im Stadtcasino Frauenfeld wird es uraufgeführt. «Heute schämen wir uns ein wenig, wenn wir uns den Film ansehen», sagt Michael Flückiger mit einem Augenzwinkern. Weitere Reisen folgen, bis heute sind die Roadtriper engste Freunde geblieben, «die glorreichen Sieben» sozusagen. Drei der Sieben arbeiten heute in der Firma «Fruitjuicer» zusammen, haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, im Haupt- oder im Nebenerwerb. Michael Flückiger ist der Kreativleader im Team, der neue Ideen ausheckt; sein Bruder Christian der Strippenzieher, der Aufträge an Land zieht; und Marco Diem der Kommunikator, der mit seinem flinken Mundwerk auf den Punkt bringt, was Sache ist.
Bildungsmarathon
Michael Flückiger ist Ausdauersportler, im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Nichts ist ihm zu viel, immer gibt er alles, ist auf der Suche nach der nächsten Challenge. «Wenn ich etwas will, dann stecke ich viel Energie in die Sache», sagt Michael Flückiger. Diese Haltung spiegelt sich auch im beruflichen Werdegang: Auf die Lehre als Elektromonteur und die Berufsmaturität folgten zwei Bachelorstudien, zuerst in Systemtechnik, danach in Informatik. Am vorläufigen Ende des Bildungsmarathons steht der Abschluss «Master of Science ETH in Informatik». 15 Jahre Berufsausbildung ohne Unterbruch, ein stabiles Fundament für die Zukunft.
Weichenstellung
Schwung geholt für diesen Langstreckenlauf hatte er in den Jahren 2001 bis 2005 im SBW Haus des Lernens in Romanshorn – zuerst drei Jahre an der Oberstufe, danach 1 Jahr im Weiterbildungsjahr. Im Gedanken an diese Zeit kommen ihm zuerst Jens Oberbeck, Veronika Rauschenbach und Claude Stucki in den Sinn. Vieles habe er aus dieser Zeit mitgenommen: sich selber strukturieren, das Lernen organisieren, Eigenverantwortung übernehmen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm, wie er in der Mathematik den Knopf aufgemacht habe: «Plötzlich habe ich realisiert, wie viel mit Üben erlernbar ist, auch Dinge, die mir nicht auf Anhieb liegen.» Eine Erkenntnis, die er auf seinen weiteren Lebensweg mitgenommen hat.